Reinhard Geisler

Sonolumineszenz

Bereits seit den 30er Jahren ist bekannt, daß eine Fotoplatte von einem Wasserbad geschwärzt wird, wenn dieses einem starken Schalldruck ausgesetzt wird. Für das äußerst schwache Leuchten, das damals mit den Fotoplatten nachgewiesen wurde, setzte sich der Name Sonolumineszenz durch. Sein eigentlicher Ursprung ist aber nicht der Schall, sondern die sogenannte Kavitation.

Kavitation bezeichnet Vorgänge, bei denen in Flüssigkeiten gas- oder dampfgefüllte Hohlräume aufreißen. Kollabieren diese wieder, so können dabei extreme Kräfte auftreten (Ausbildung von Jets,...). In der Praxis trifft man diesen Mechanismus z.B. an Schiffsschrauben, deren Oberfläche dadurch zerstört werden kann. Neben solchen unerwünschten Effekten können die Kräfte aber auch durchaus Nützliches bewirken. Als Beispiel für eine nutzbringende Anwendung sei auf die Zerstörung von Nierensteinen durch Ultraschallstoßwellen verwiesen.

Ultraschall von geeigneter Intensität kann also Kavitation in einem Wasserbad auslösen. Es entstehen in einem andauernden Prozeß neue Hohlräume, die anschließend wieder kollabieren. Beim Kollaps dieser Hohlräume kann aus bisher nicht vollständig geklärten Gründen ein kurzer Lichtblitz entstehen. Da dieser Vorgang an einer Vielzahl von Kavitationsblasen stattfindet, kann das Licht bei Dunkelheit bereits mit einem gut adaptierten Auge gesehen werden. Neben einem schwachen Flächenleuchten sind dabei kurzzeitige Leuchtspuren zu beobachten. Wegen der großen Blasenanzahl spricht man hier von Multi Bubble Sonolumineszenz (MBSL).

Foto der SBSL In den letzten Jahren ist nun eine neuentdeckte Form der Sonolumineszenz in das Interesse der Forschung gerückt, die Single Bubble Sonolumineszenz (SBSL). Die Besonderheit liegt hier in der Tatsache, das eine einzige leuchtende Kavitationsblase über längere Zeit stabil gehalten und untersucht werden kann. Der Aufbau ist denkbar einfach: Ultraschallwandler werden an eine Küvette angekoppelt, die mit Wasser gefüllt wird. Mit ihrer Resonanzfrequenz wird die Anordnung von den Wandlern zum Schwingen angeregt. Dadurch bildet sich ein Stehwellenfeld mit einem Druckbauch in der Mitte aus. Wird nun eine kleine Luftblase in das Wasser injiziert, so treibt sie die Druckamplitude entlang ihres Gradienten zu dem Druckbauch. Dort bleibt die Blase ortsstabil, schwingt aber radial. Wenn der anregende Schalldruck innerhalb eines bestimmten Bereiches liegt, beginnt die Blase zu leuchten. Mit jeder Periode der Schallschwingung wird die Blase auf ihren Maximalradius aufgezogen, um danach zu kollabieren. Wie bei der MBSL entsteht dabei ein extrem kurzer Blitz. Nach aktuellen Messungen liegt dessen Dauer zwischen 50 und 250 Pikosekunden. Trotz dieser kurzen Zeit kann das Leuchten mit bloßem Auge gut gesehen werden, da die Lichtblitze sich mit der Frequenz des Schalls an exakt dem selben Ort wiederholen. Tatsächlich kann die einzelne Blase sogar deutlich besser gesehen werden als das Leuchten der MBSL. Neben dem Lichtblitz wird bei dem Kollaps auch eine Stoßwelle emittiert. Soweit diese beobachtet werden konnte, deutet ihre Symmetrie auf einen rein radialsymmetrischen Kollaps der Einzelblase hin.


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